Thursday, September 1, 2011

Auf Druck der Regierung verwässert der brasilianische Nationalkongress den Gesetzesentwurf gegen indianischen Kindesmord

Auf Druck der Regierung verwässert der brasilianische Nationalkongress den Gesetzesentwurf gegen indianischen Kindesmord

Gesetzesentwurf, der ursprünglich mit dem Ziel geschaffen wurde, das Unterlassen von Meldungen über Fälle indianischen Kindesmordes zu beenden, verschließt nun die Augen davor

Julio Severo
Auf Druck der Regierung Dilma Rousseff hat die Abgeordnetenkammer [neben dem Senat die zweite Kammer des brasilianischen Nationalkongresses; Anm. d. Übers.] ein Gesetzesvorhaben erheblich abgeschwächt, das Gesundheitsbeamte und Beamte der FUNAI (brasilianische Nationale Indio-Stiftung, eine bundesstaatliche Behörde, die vorgeblich dem Schutz der Indios dient) im Falle der Nachlässigkeit bei indianischen Kindesmorden strafrechtlich zur Verantwortung ziehen sollte.
Die Praxis, Kinder bei lebendigem Leib zu begraben oder sie zum Sterben im Urwald auszusetzen, besteht bei verschiedenen Indio-Stämmen in Brasilien bis heute. Die Babys werden aus verschiedenen Gründen zum Sterben ausgesucht; von körperlichen Behinderungen über Zwillingsgeburten bis zur Abstammung von unehelichen Müttern. Der Hauptgrund dieser Morde ist die Entscheidung des Medizinmannes, des Hexenmeisters des jeweiligen Stammes. Da er der spirituelle Führer der Indios ist, werden seine Entscheidungen über Leben und Tod strengstens befolgt.
Die Freiheit, die der Staat indianischen spirituellen Führern einräumt, würde er christlichen spirituellen Führern niemals erlauben. Kein Priester oder Pastor genießt den Schutz des Gesetzes für Entscheidungen über den Tod von Mitgliedern der Kirche. Aber im Fall indigener spiritueller Führer ist diese „Autorität“ unantastbar.
Die FUNAI weigert sich, ihre Gründe zu nennen, warum ihre und die Gesundheitsbeamten nicht strafrechtlich verfolgt werden sollten. Der ursprüngliche, Indio-Kinder schützende Wortlaut des Gesetzesentwurfs hatte die offizielle Unterstützung sowohl evangelikaler als auch katholischer Kongressabgeordneter gehabt.
Hinter den Kulissen arbeitete die FUNAI, eine direkt der Regierung Dilma Rousseff unterstellte staatliche Behörde, zusammen mit der CNBB (Nationale Konferenz der brasilianischen katholischen Bischöfe) daran, den ursprünglichen Wortlaut des Gesetzesentwurfs mit dem Argument abzuschwächen, er würde eine unangemessene Beeinträchtigung darstellen und „Vorurteile“ gegen Indios verstärken.
Die Logik der Regierung ist absurd: Sie will dreist in die Freiheiten der Christen eingreifen unter dem Vorwand, Morde an Homosexuellen zu später Nacht in Drogen- und Prostitutionsvierteln hätten ihren Grund in „Vorurteilen“ von Christen. Aber sie möchte kein Einschreiten gegen die Medizinmänner der Indios, die direkt Morde an Babys anordnen, um Indios vor „Vorurteilen“ zu schützen. Das ist die Logik Neros, der Mörder schützt und Christen Morde bezichtigt, die sie nie begangen haben.
Gesundheitsbeamte haben die staatliche Aufgabe, von Haus zu Haus Brasilianer zu „besuchen“ und  zu registrieren, wie viele Personen in einem Haushalt leben, was sie tun etc., angeblich zu Gesundheitszwecken. Wenn Kinder vorhanden sind, ist die Erfassung noch wesentlich intensiver und führt zu zudringlichen Fragestellungen über Ausbildung und „Gesundheit“, inklusive Kontrollen um nachzuprüfen, ob die Kinder alle Impfungen erhalten haben. Die Beamten haben nicht den geringsten Spielraum, „nachlässig“ zu sein, wenn sie in ihrer Schnüffel- und Überwachungsarbeit auf christliche Familien stoßen, die ihre Kinder nicht impfen oder sie zuhause unterrichten. In diesen Situationen sind sie verpflichtet, die „kriminellen“ Familien zur Anzeige zu bringen.
Aber wenn eine Angelegenheit mit indigenen Völkern zu tun hat, wird staatliche Gleichgültigkeit zum Standard, besonders bei Kindern, deren Leben bedroht ist. In diesem Fall haben die FUNAI-Beamten die Freiheit, „nachlässig“ zu sein und so zu tun, als hätten sie nichts gesehen, wenn sie die krankhafte Entscheidung eines Medizinmannes miterleben, ein indianisches Kleinkind zum Tode zu verurteilen.
Übersetzt durch: Matthias Boening
Quelle: Julio Severo in Deutsch:

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