„Wir wollen kein Westen sein“
Internationaler Familienkongreß in Moskau: Kämpferische Worte für die traditionelle Ehe und gegen die Homolobby
Thomas Fasbender
Kommentar von Julio Severo: Ich bringe diesen
Bericht von Mr. Thomas Fasbender. Ich besuchte auch dieses große
Profi-Familienereignis in Moskau.
Auch Tage nach
Beginn der Waffenruhe in der Ostukraine scheinen die diplomatischen Kanäle
zwischen West und Ost vereist. EU und USA drehen an der Sanktionsschraube. Seit
dem 12. September sind die staatlichen russischen Ölfirmen von der
Refinanzierung am EU-Bankenmarkt ausgeschlossen. Die USA haben darüber hinaus
den Technologie-Transfer auch an private Ölgesellschaften wie Lukoil
eingeschränkt. EU-Anbieter dürfen im Rahmen der russischen Öl- und
Gasexploration in der Arktis keine Dienstleistungen mehr ausführen.
Mit Gegensanktionen
ließ Rußland sich diesmal Zeit. Zu Wochenbeginn wurde spekuliert, ob der Kreml
wohl den Import westlicher Autos oder Textilien beschränken oder Überflugrechte
für westliche Fluglinien widerrufen würde.
Moskau gibt sich
als Hüter christlicher Werte
Die wachsende
Entfremdung zwischen Rußland und dem Westen trat auch bei dem Internationalen
Forum „Kinderreiche Familien und die Zukunft der Menschheit“ in Moskau in der
Vorwoche zutage. Anwesend waren über tausend russische Gäste und rund 250
Ausländer, darunter führende Vertreter internationaler Pro-Life-Organisationen.
Hintergrund des
neuen russischen Selbstbewußtseins in Sachen Familienpolitik ist die
Überwindung der über 20jährigen demographischen Krise. Bei der Eröffnung
unterstrich der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill, daß der Grund dafür nicht
nur in staatlicher Unterstützung liege, sondern vor allem auch in der
Wiedergeburt einer positiven Idee von Gemeinschaft auf christlicher Basis.
Die konservative
Duma-Abgeordnete Jelena Misulina, Vordenkerin des Gesetzes gegen
Schwulen-Propaganda unter Minderjährigen, erinnerte daran, daß Umfragen zufolge
95 Prozent ihrer Landsleute traditionelle Lebensformen bevorzugten. Sie brachte
das vorherrschende Gefühl der russischen Forumsteilnehmer auf den Punkt: „Wir
wollen kein Westen sein.“ Auch der russisch-georgische Politiker Levan Vasadze
empfahl, den Westen nur „selektiv“ zu adaptieren: eben seine technologischen
und organisatorischen Errungenschaften ohne die „destruktive Ideologie“.
Wie sehr der
weltanschauliche Konflikt die aktuelle Politik berührt, zeigte sich darin, daß
gleich drei zentrale Forums-Veranstalter von westlichen Sanktionen betroffen
waren: zwei Mäzene wertkonservativer russischer Politik, der Eisenbahnchef und
Putin-Freund Wladimir Jakunin und der Finanzinvestor Konstantin Malofejew,
sowie die bereits erwähnte Jelena Misulina.
Die Veranstaltung
war ursprünglich von der amerikanischen Pro-Life-NGO „World Congress of
Families“(WCF) als „Achter Weltkongreß der Familien“ geplant, wurde jedoch
aufgrund der Ukraine-Krise im März abgeblasen.
Daraufhin
entschieden die Moskauer Organisatoren, das Ganze mit identischem Programm als
„Internationales Forum“ durchzuführen. US-amerikanische WCF-Vertreter, die
trotz der Absage nach Moskau gekommen waren, machten deutlich, daß sie aufgrund
ihrer Teilnahme in den USA mit Strafverfolgung rechnen müßten.
Geschmückt mit der
breiten blauen Schärpe des EU-Parlaments rief der EP-Abgeordnete Aymeric
Chauprade (Front National) dazu auf, den Kreml bei seinem Beharren auf einer
multipolaren Welt zu unterstützen – Rußland sei diejenige Zivilisation, die
noch am ehesten für die christlich-europäischen Werte einstehe. Vertreter aller
Kontinente unterstrichen, daß der Kampf gegen die traditionelle Familie ein
Elitenprojekt sei, das nicht einmal im Westen die Unterstützung der Mehrheit
genieße. Der US-Amerikaner Brian Brown, Chef der „Nationalen Organisation für
die Ehe“, führte dazu die Ergebnisse von Abstimmungen in den Vereinigten
Staaten an. In rund 40 Bundesstaaten sei über die Schwulen-Ehe abgestimmt
worden, und nur in fünf oder sechs davon hätten die Befürworter gesiegt.
Dennoch, so Brown, verpflichte das US-Außenministerium alle US-Agenturen und
Vertretungen zur aktiven Unterstützung von LGBT-Lobbies im Ausland.
Antonio Brandi,
Präsident der italienischen Organisation ProVita, betonte das Engagement der
Südeuropäer in Form des jährlich stattfindenden „Marsches für das Leben“ in Rom
und der Massendemonstrationen gegen die Schwulen-Ehe in Paris. Viel Lob
erhielten auch die Ungarn dafür, daß dort seit 2013 der Schutz der Ehe aus Mann
und Frau in der Verfassung festgeschrieben ist.
Auffallend war die
schwache deutsche Präsenz. Außer der katholischen Publizistin Gabriele Kuby
kamen aus Deutschland nur eine Handvoll Teilnehmer. Zu den Gründen befragt,
meinte der ebenfalls anwesende Wiener FPÖ-Politiker Johann Gudenus, deutsche
Konservative wollten „Liebkind“ sein, deshalb gebe es in Deutschland derzeit
auch keine klar konservativ positionierte Partei.
Gabriele Kuby
verwies im Anschluß auf die ausgeprägte Konsenskultur und die verbreitete
Sorge, mit der eigenen Meinung in ein falsches Licht zu geraten: „Der
Mainstream in Deutschland geht gegen Rußland. Der Ukraine-Konflikt ist ein
gefundenes Fressen für alle Genderisten, die die positive Familienpolitik
Rußlands ablehnen.“
Originalartikel: Junge Freiheit
Divulgation: www.julioseveroindeutsch.blogspot.com