Friday, October 28, 2011

Triumph des Staates über die Familie: Brasilianischer Nationalkongress bekräftigt Homeschooling-Verbot

Triumph des Staates über die Familie: Brasilianischer Nationalkongress bekräftigt Homeschooling-Verbot

Julio Severo
Der Bildungs- und Kulturausschuss der Abgeordnetenkammer des brasilianischen Nationalkongresses hat ein Gesetzesvorhaben, das Eltern unter staatlicher Aufsicht ermächtigt hätte, Kinder zuhause zu unterrichten (Homeschooling bzw. Heimunterricht), einstimmig abgelehnt. Das Gesetzesvorhaben war 2008 durch den evangelikalen Abgeordneten Henrique Afonso und den katholischen Abgeordneten Miguel Martini eingebracht  worden.
In der Begründung der Ablehnung verlieh das Komitee seiner Sichtweise Ausdruck, dass Heimunterricht „eine Verletzung der Verfassung, des Strafgesetzbuches, des Statutes des Kindes und Jugendlichen sowie des Gesetzes über die Nationalen Bildungsrichtlinien und –Grundlagen“ darstelle.
Jedoch war Heimunterricht in der Vergangenheit keine ungewöhnliche Erfahrung in Brasilien. Die Verfassungen Brasiliens beinhalteten den Schutz und Respekt der primären Rolle der Eltern in der Ausbildung der Kinder, ohne ihnen das Recht der Entscheidung zu nehmen, wo und wie diese Ausbildung stattfinden solle.
Die brasilianische Verfassung von 1937 besagte,
Art. 125: Die integrale Ausbildung der Kinder ist wichtigste Pflicht und natürliches Recht der Eltern. Der Staat wird an dieser Pflicht teilhaben und auf federführende oder untergeordnete Weise zusammenarbeiten, um ihre Erfüllung zu erleichtern oder die Lücken und Mängel in der privaten Ausbildung zu füllen.
Diese Verfassung anerkannte die Funktion des Staates als Unterstützer der Eltern in ihren Bildungsentscheidungen für ihre Kinder, anstatt zu versuchen, sie zu ersetzen oder ihr Recht auf Auswahl der Bildung ihrer Kinder an sich zu reißen.
Die brasilianische Verfassung von 1946 lautete:
Artikel 166: Ausbildung ist ein Recht Aller und sie wird zuhause und in der Schule erteilt. Sie sollte von den Prinzipien der Freiheit und den Idealen menschlicher Solidarität inspiriert sein.
Dr. Rodrigo Pedroso, ein brasilianischer Jurist, kommentiert: „Das bestätigt, dass Artikel 166 der damaligen Verfassung als die Ausbildung sowohl in der Schule als auch ausschließlich zuhause zulassend interpretiert wurde. Daher ist der Heimunterricht (ein passenderer Ausdruck als der bekanntere Anglizismus „Homeschooling“) genau gesagt eine brasilianische juristische Tradition, von der aus unbekannten Gründen abgegangen wurde, ohne dass irgendjemand in der verfassunggebenden Nationalversammlung, die 1987 die neue Verfassung entwarf, protestierte.“
Im Gesetz über die Nationalen Bildungsrichtlinien und –Grundlagen wurde in Artikel 30 vom 20.12.1961 statuiert:
„Ein verheirateter Mann mit Kindern oder einem Pflegekind darf ohne den Nachweis, dass sein Kind eine Schule besucht oder mittels Heimunterricht unterrichtet wird, nicht als Beamter oder in einem Unternehmen, das zur Gänze oder teilweise der öffentlichen Hand zuzurechnen ist, arbeiten.“
Sozialistischen brasilianischen Regierungsfunktionären gelang es jedoch in den 1990er Jahren, diesen Artikel aufheben zu lassen.
Die brasilianische Verfassung von 1967 sagte:
Artikel 168: Ausbildung ist ein Recht Aller und sie wird zu Hause und in der Schule erteilt; unter Gewährleistung der Chancengleichheit sollte der Unterricht inspiriert sein von dem Prinzip der nationalen Einheit und den Idealen der Freiheit und menschlichen Solidarität.
Es ist also völlig klar, dass die Verfassungen Brasiliens vor der von 1988 die Freiheit der Eltern garantierte, entweder institutionelle Schulen oder Heimunterricht zu wählen. Die Verfassung von 1988 wurde als ein besseres, demokratischeres Regelwerk präsentiert und die Brasilianer wurden sich erst später der Tatsache bewusst, dass ihre moderne Verfassung, entworfen mit Hilfe vieler linksgerichteter Parlamentarier, statt die Rechte der Eltern zu erweitern, still und leise die Option des Heimunterrichts beendet hatte. Die Rechte und Freiheiten der Eltern wurden von angemaßten „Rechten“ und „Verpflichtungen“ des Staates usurpiert. Der Staat schluckte buchstäblich die Rechte der Familien.
Eine weitere ernste Bedrohung der Familienrechte im Unterricht ihrer Kinder ist das brasilianische Statut des Kindes und Jugendlichen (SKJ), das ein direkter Ausfluss der UN-Kinderrechtekonvention ist. SKJ eröffnet dem Staat zahlreiche Eingriffsmöglichkeiten in die brasilianischen Familien und ihre Kinder, besonders im Unterrichts- und Gesundheitsbereich. SKJ wurde von den Kinderschutzeinrichtungen Brasiliens verwendet, um das staatliche Heimunterrichtsverbot zu vollziehen, Familien und ihre Kinder zu belästigen und sie rechtlich unter Druck zu setzen.
Obwohl Heimunterricht in vielen entwickelten Ländern üblich ist und mit einem höheren Niveau an akademischen Leistungen assoziiert wird, hat die immer invasivere sozialistische Regierung in Brasilien nicht nur die konstitutionelle Tradition des Heimunterrichts abgeschafft, sondern auch verschiedene Gesetzesentwürfe zu Heimunterricht im brasilianischen Kongress seit den 1990er Jahren abgewürgt.
Kontrolle über Menschen erfordert es, dass Qualität und Freiheit zugunsten der Zwangsindoktrination geopfert werden. Für einen vom Sozialismus besessenen Staat macht es keinen Unterschied, ob Schulkinder nicht lernen, zufriedenstellend zu lesen oder zu schreiben. Worauf es ankommt, ist die Kinder von der elterlichen Sphäre, Autorität und den elterlichen Werten zu entfernen, um sie direkt im Sinne staatlicher Interessen indoktrinieren zu können.
Diese Indoktrination ist eine erwiesene Realität, die sich durch ganz Brasilien zieht. In einem langen Bericht über die brasilianischen Schulen enthüllte das brasilianische Magazin Veja (in etwa das brasilianische Pendant zu dem deutschen ‚SPIEGEL‘):
* Einen vorherrschenden Trend unter brasilianischen Lehrern, den Schülern linkes Gedankengut zu vermitteln.
* Linksgerichtete Indoktrination ist an Privatschulen vorherrschend. Es ist etwas, was Lehrer ernster nehmen als Unterrichtsfächer, wie eine CNT/Sensus-Umfrage, die von Veja in Auftrag gegeben wurde, zeigt.
* Es ist peinlich, dass Marxismus nur in Kuba, Nordkorea und in brasilianischen Klassenzimmern überlebt hat.
* CNT/Sensus interviewte 3.000 Menschen aus 24 brasilianischen Bundesstaaten, unter anderem Schüler und Lehrer in öffentlichen und privaten Schulen. Die Schlussfolgerung war erstaunlich. Eltern (61%) sind sich dessen bewusst, dass Lehrer politische Diskurse im Klassenzimmer halten und sie finden das normal. Die meisten Lehrer erkennen, dass sie tatsächlich die Schüler indoktrinieren und sie halten das für ihre Hauptfunktion – etwas Wichtigeres als zu lehren, wie man einen Text interpretiert oder in Mathematik glänzt. Für 78% der Lehrer ist politischer Diskurs sinnvoll, da sie der Schule vor allem die Funktion zuschreiben, „Bürger zu formen“, vor dem „Unterrichten von Unterrichtsfächern“.
* Viele brasilianische Lehrer sind von Charakteren fasziniert, die im Klassenzimmer einen kritischeren Zugang erfordern, wie der argentinische Guerillakämpfer Che Guevara, der in der Umfrage mit 86% positiven Erwähnungen aufscheint, bei 14% neutralen und keiner einzigen negativen Erwähnung.
Diese Realität brasilianischer Schulen steht in perfekter Harmonie zu der Politik der Regierung, deren Interesse nicht Qualität und Freiheit, sondern ausschließlich Kontrolle über Kinder ist. Diese Realität macht Brasilien dem kommunistischen China ähnlich, wo vier Jahre alte Kinder verpflichtet sind, die Schule zu besuchen, nur um staatliche Indoktrination zu erhalten. Der großen brasilianischen Tageszeitung „Folha de Sao Paulo“ zufolge haben China und Brasilien „die Schaffung eines Fünfjahresplans von Zielen, wie die Pläne, die von der kommunistischen chinesischen Regierung gesteckt wurden, um ein gemeinsames Erziehungsmodell zu schaffen“, bekanntgegeben.
Heimunterricht ist der letzten brasilianischen Verfassung und der brasilianischen Gesetzesversion der UN-Kinderrechtekonvention zufolge illegal, aber es ist nicht illegal, die Verfassung für weniger ehrenhafte staatliche Zwecke abzuändern. In ihren letzten Tagen hat die sozialistische Regierung Lulas es geschafft, die Verfassung dahingehend zu ändern, vier Jahre alten Kindern das „Recht auf Schulbesuch“ zu verleihen, was in China und Brasilien bedeutet, Eltern dazu zu zwingen, ihre Vierjährigen dem Staat zur „Ausbildung“ auszuliefern.
Die wenigen zuhause unterrichtenden Familien in Brasilien wurden in öffentlichen Rechtsstreits unter Unterrichtsüberwachung gestellt und es wurden strikte Tests maßgeschneidert, damit ihre Kinder durchfallen würden. Dennoch haben sie unglaublich gute Noten erzielt. Man fragt sich, was die institutionalisierten Kinder unter so harten Bedingungen tun würden. Aber dies wurde ihnen erspart und sie bekommen großzügig Tests, die maßgeschneidert sind, dass jeder Schüler leicht erfolgreich sein kann. Aber auch mit solcher staatlicher Generosität ist der Erfolg für sie schwer zu erreichen.
In internationalen vergleichenden Leistungstests schneiden brasilianische Schüler mit extrem niedrigen Noten ab.
Der PISA-Test 2007, der Schülerleistungen in 57 Ländern vergleicht, ergab für Brasilien weit unterdurchschnittliche Leistungsbewertungen in Mathematik, Lesen und den Naturwissenschaften.
In Brasilien sind mehr als 50% der Schüler im dritten Jahr der Grundschule nicht imstande, das für Mathematik erforderliche Minimum zu lesen.
Die abgelehnte Gesetzesinitiative für Heimunterricht hätte eine Alternative zu dem Unterrichtschaos in Brasilien sein können. Im Jahr 2005 half ich Dr. Paulo Fernando de Mello, damals Abgeordnetenberater, seinen Entwurf für ein Bundes-Heimunterrichtsgesetz zu entwerfen. Zu jener Zeit konnte ich die grundlegenden Empfehlungen in diesen Gesetzesentwurf einbauen, die mir Dr. Brian Ray, der Direktor von NHERI, übermittelt hatte.
Aber ich hatte immer befürchtet, dass die sozialistische Regierung Brasiliens so viel Härte, Überwachung und Zudringlichkeiten schaffen würde, dass das brasilianische Heimunterrichtsgesetz den Heimunterricht schließlich in eine Art Staatsunterricht zu Hause verwandeln würde!
Wenn der Gesetzesentwurf angenommen würde, hätten wir Eltern ziemlich wenig zu feiern. Falls er abgelehnt würde, wären wir „frei“, weiterhin illegale, geächtete Katakomben-Heimunterrichter zu sein!
Nun haben wir nur zwei Alternativen: Illegal zuhause zu unterrichten und die massive und gewalttätige staatliche Intervention in unsere elterlichen, natürlichen Entscheidungen zu erleiden oder unsere Kinder die soziale, moralische, psychologische und spirituelle Gewalt in den öffentlichen Schul-“Gefängnissen“ erleiden zu lassen.
Physische und moralische Gewalt und funktionaler Analphabetismus sind im staatlichen Unterricht Brasiliens epidemisch. Wenn Heimunterricht in Brasilien normal wäre und dieselben Resultate produzieren würde wie es der staatlich kontrollierte Unterricht seit Jahren tut, würde er ein vollständiges Verbot und die Verfolgung und Bestrafung der Schuldigen verdienen.
In öffentlichen Schulen verlieren Kinder ihr intellektuelles Potential. Dennoch machen Regierungsbeamte in Brasilien Familien, die ihre Kinder zuhause unterrichten, den rechtlichen Vorwurf der „intellektuellen Vernachlässigung“. In Brasilien ist es nicht intellektuelle Vernachlässigung, Kinder nicht zu unterrichten, sondern sie davon abzuhalten, öffentliche Schulinstitutionen zu besuchen. Internationale Tests haben wiederholt das Versagen der brasilianischen Schulen erwiesen, aber die Regierung hat nicht den Nerv, ihnen „intellektuelle Vernachlässigung“ vorzuwerfen, da dies das Risiko des Selbstvorwurfs bedeuten würde.
Wenn das Zwingen eines Kindes zum Besuch einer öffentlichen Schule es zu einem gebildeten Menschen machen sollte, dann würde das Zwingen des Kindes, sich in einer Garage aufzuhalten, es in ein Auto verwandeln!
In den öffentlichen Schulen Brasiliens können Kinder sein, was auch immer der Staat entscheidet, nicht was ihre Eltern wollen. Zum ausschließlichen Nutzen des Staates also wurde nun das Verbot des Heimunterrichts vom brasilianischen Nationalkongress bekräftigt.
Übersetzt durch: Matthias Boening

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