Winston Churchills schockierender Gebrauch chemischer Waffen
Die Verwendung chemischer Waffen in Syrien empört die Welt. Aber es ist leicht, zu vergessen, dass auch Großbritannien sie eingesetzt hat – und dass Winston Churchill ein mächtiger Befürworter ihres Einsatzes war.
Winston Churchill bei einer Rede in Ponders End, Großbritannien, 1916. Foto: Hulton-Archiv. |
Der
Gebrauch von Chemiewaffen war den Briten nicht fremd. Während der dritten
Schlacht von Gaza, im Jahr 1917, hatte General Edmund Allenby 10.000 Kanister
atmungslähmendes Gas auf feindliche Positionen abgefeuert, mit beschränkter
Wirkung. Aber in den letzten Monaten des ersten Weltkrieges entwickelten
Wissenschaftler an den staatlichen Laboratorien von Porton, einer britischen
militärischen Forschungsstätte in Wiltshire, eine weitaus verheerendere Waffe:
den streng geheimen „M-Apparat“ („M-Device“), eine explosive Granate, die das
hochgiftige Gas Diphenylarsinchlorid enthielt. Der zuständige
Entwicklungsleiter, Major
General Charles Foulkes, nannte es “die effektivste chemische Waffe, die je
erfunden wurde”.
In Porton
durchgeführte Versuche deuteten darauf hin, dass es sich tatsächlich um eine
schreckliche neue Waffe handelte. Unkontrollierbares Erbrechen, Bluthusten und
sofortige, lähmende Erschöpfung waren die häufigsten Reaktionen. Der
Oberaufseher der chemischen Waffenproduktion, Sir Keith Price, war davon
überzeugt, dass ihr Gebrauch zum schnellen Zusammenbruch des bolschewistischen
Regimes führen würde. Das Kabinett jedoch stand der Verwendung solcher Waffen ablehnend
gegenüber, sehr zum Ärger Churchills. Er wollte M-Apparate auch gegen die
rebellischen Volksstämme des nördlichen Indien einsetzen.
„Ich bin
sehr dafür, Giftgas gegen unzivilisierte Stämme einzusetzen.“
„Ich bin
sehr dafür, Giftgas gegen unzivilisierte Stämme einzusetzen“, bekannte er in
einem geheimen Memorandum. Er kritisierte seine Kollegen ob ihrer
„Zimperlichkeit“ und meinte, „die Einwände des Indienbüros gegen den Einsatz
von Gas gegen Einheimische sind unvernünftig. Gas ist eine barmherzigere Waffe
als Sprengkörper und zwingt den Feind, eine Entscheidung unter geringeren
Menschenverlusten zu akzeptieren als jedes andere Kriegsgerät.“ Er beendete
sein Memo mit unangebrachtem schwarzem Humor: „Warum ist es nicht in Ordnung,
wenn ein britischer Artillerist eine Granate abfeuert, die besagtem
Eingeborenen einen Schnupfen verursacht?" fragte er. „Das ist doch
wirklich zu dumm.“
Unglaubliche
50.000 M-Apparate wurden nach Russland gebracht. Die britischen Luftangriffe,
bei denen sie zum Einsatz gelangten, begannen am 27. August 1919, das Ziel war
das Dorf Emtsa, 120 Meilen südlich von Archangelsk. Bolschewistische Soldaten
flüchteten in heller Panik, als das grüne Giftgas auf sie zutrieb. Diejenigen,
die von der Wolke erfasst wurden, erbrachen Blut und brachen dann bewusstlos
zusammen.
Die
Angriffe wurden den ganzen September auf viele von den Bolschewiken gehaltenen
Dörfer fortgeführt: Chunowa, Wikhtowa, Pocha, Chorga, Tawoigor und Zapolki. Aber
die Waffen erwiesen sich als weniger wirksam, als Churchill gehofft hatte, was
teilweise am nasskalten Herbstwetter lag. Noch im September wurden die Angriffe
zunächst ausgesetzt und dann ganz beendet. Zwei Wochen später wurden die verbliebenen
Chemiewaffen im Weißen Meer versenkt. Sie liegen dort bis heute in 40 Faden
Wassertiefe auf dem Meeresgrund.
Übersetzt durch: Yair
Englisch Version dieses Artikels: Winston
Churchill’s shocking use of chemical weapons
Verbreitung: Julio Severo in Deutsch:
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