Wer hat uns unsere Kultur geraubt?
Der folgende Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „The
Culture-wise Family: Upholding Christian Values in a Mass Media World.“ der
Autoren Dr. Ted Baehr und Pat Boone, das 2007 auf Englisch in den Vereinigten
Staaten erschienen ist. Der Unterhaltungsexperte Dr. Ted Baehr und der
legendäre Musiker Pat Boone ermuntern in diesem Buch die Menschen, weise
Entscheidungen für sich selbst und ihre Familien zu treffen, um ihre Kinder von
den vergifteten Botschaften der heutigen Massenkultur zu beschützen.
Der Artikel,
geschrieben von dem herausragenden Historiker Williams S. Lind,
stellt das Kapitel 10 des oben
genannten Buches dar.
Irgendwann
während des letzten halben Jahrhunderts hat uns jemand unsere Kultur geraubt.
Vor gerade einmal 50 Jahren, in den 1950ern, war Amerika ein großartiger Ort.
Es war sicher. Es war anständig. Kinder erhielten eine gute Erziehung an
öffentlichen Schulen. Auch Arbeiter brachten Mittelklasse-Einkommen nach Hause,
sodass Mütter zuhause bei ihren Kindern bleiben konnten. Fernsehshows spiegelten
gesunde, traditionelle Werte wider.
Wo ist das
alles hin? Wie wurde Amerika zu diesem heruntergekommenen, dekadenten Ort, an
dem wir heute leben – so anders, dass diejenigen, die vor den 1960ern
aufwuchsen, das Gefühl haben, es sei ein fremdes Land? Ist das einfach
„passiert“?
Es ist
nicht einfach „passiert“. Tatsächlich wurde einer vorsätzlichen Agenda gefolgt,
um uns unsere Kultur zu rauben und durch eine neue und von der bisherigen sehr
verschiedene Kultur zu ersetzen. Die Hintergründe, wie und warum dies so kam,
stellen einen der wichtigsten Teile der nationalen Geschichte Amerikas dar –
und es sind Hintergründe, die fast niemand kennt. Die Leute, die hinter diesem
Wandel stehen, wollten es so.
Was
passiert ist, ist kurz gesagt, dass Amerikas traditionelle Kultur, die über
Generationen aus unseren judeo-christlichen Wurzeln gewachsen ist, von einer
bestimmten Ideologie weggeschwemmt wurde. Wir kennen diese Ideologie am ehesten
unter der Bezeichnung „Politische Korrektheit“ oder „Multi-Kulturalismus“.
Tatsächlich ist es kultureller Marxismus, ein von den Begriffen der Ökonomie in
diejenigen der Kultur übersetzter Marxismus. Die einschlägigen Bemühungen gehen
nicht erst auf die 1960er, sondern schon auf den ersten Weltkrieg zurück. So
unglaublich das klingen mag: genau als der alte ökonomische Marxismus der
Sowjetunion seinen Ausklang fand, wurde ein neuer, kultureller Marxismus die
vorherrschende Ideologie der Eliten Amerikas. Das Ziel Nr. 1 dieses kulturellen
Marxismus war seit seiner Erschaffung die Zerstörung der westlichen Kultur und
der christlichen Religion.
Um einen
Umstand zu verstehen, ist es immer wichtig, seine Geschichte zu kennen. Um zu
verstehen, wer uns unsere Kultur geraubt hat, müssen wir einen Blick auf die
Geschichte der „Politischen Korrektheit“ werfen.
Frühe Marxistische Theorie
Vor dem
ersten Weltkrieg besagte die Marxistische Theorie, dass, wenn in Europa jemals
ein Krieg ausbräche, die Arbeiterklasse in jedem europäischen Land revoltieren,
ihre jeweilige Regierung stürzen und ein neues, kommunistisches Europa schaffen
würde. Aber als im Sommer 1914 tatsächlich der Krieg ausbrach, trat dies nicht ein.
Stattdessen standen die Arbeiter in jedem europäischen Land zu Millionen
Schlange, um die Feinde ihres jeweiligen Landes zu bekämpfen. Erst 1917
schließlich kam es zu einer kommunistischen Revolution, in Russland. Aber die
Versuche, diese Revolution in andere Länder zu exportieren, schlugen fehl, da
die Arbeiter sie nicht unterstützten.
Nachdem der
Weltkrieg 1918 beendet war, mussten sich die marxistischen Theoretiker die
Frage stellen: Was war schiefgegangen? Als gute Marxisten konnten sie nicht
zugeben, dass die marxistische Theorie falsch war. Stattdessen kamen zwei
führende marxistische Intellektuelle, Antonio Gramsci in Italien und Georg
Lukacs in Ungarn (Lukacs wurde als der brillanteste marxistische Denker seit
Marx selbst betrachtet) unabhängig voneinander zu derselben Antwort. Sie
sagten, die westliche Kultur und christliche Religion hätten die Arbeiterklasse
so sehr gegenüber ihren wahren, marxistischen Klasseninteressen erblinden
lassen, dass eine kommunistische Revolution im Westen unmöglich sei, solange
nicht beide zerstört seien. Dieses Ziel, das von Anfang an als das Ziel des
kulturellen Marxismus etabliert wurde, hat sich seither nie geändert.
Eine neue Strategie
Bekanntlich
formulierte Gramsci eine Strategie zur Zerstörung des Christentums und der westlichen
Kultur, eine Strategie, die sich als nur allzu erfolgreich erweisen sollte.
Anstatt wie in Russland zuerst zu einer kommunistischen Revolution aufzurufen,
sagte er, dass die Marxisten im Westen die politische Macht zuletzt ergreifen
sollten, nach einem „langen Marsch durch die Institutionen“ – durch die
Schulen, Medien, ja sogar die Kirchen; jede Institution, die die Kultur
beeinflussen konnte. Es ist dieser „lange Marsch durch die Institutionen“, den
Amerika seit Jahrzehnten erlebt, besonders seit den 1960ern. Glücklicherweise
erkannte Mussolini die Gefahr, die von Gramsci ausging, und steckte ihn ins
Gefängnis. Sein Einfluss blieb bis in die 1960er Jahre klein, bis schließlich
seine Arbeiten, besonders die „Gefängnishefte“, wiederentdeckt wurden.
Georg
Lukacs erwies sich als noch einflussreicher. 1918 wurde er stellvertretender
Volkskommissar für Kultur und Unterrichtswesen in der kurzlebigen
bolschewistischen Diktatur Bela Kuns in Ungarn.
Als solcher
fragte er: „Wer wird uns vor der westlichen Zivilisation retten?“ und gründete
den von ihm so bezeichneten „Kulturterrorismus“. Eine der Hauptkomponenten des
Kulturterrorismus war die Einführung von Sexualerziehung an ungarischen
Schulen. Lukacs erkannte, dass, wenn er die traditionelle Sexualmoral des
Landes zerstören könnte, ein riesiger Schritt vorwärts in Richtung der
Zerstörung der traditionellen Kultur und des christlichen Glaubens getan wäre.
Weit davon
entfernt, sich um Lukacs‘ „Kulturterrorismus“ zu scharen, war die ungarische
Arbeiterklasse so entrüstet, dass sie, als rumänische Truppen in Ungarn
einfielen, sich weigerte, für die Bela-Kun-Diktatur zu kämpfen, und das Regime
wurde gestürzt. Lukacs tauchte unter, aber nicht für lange. 1923 tauchte er auf
einer „Marxistischen Studienwoche“ in Deutschland wieder auf, einem Programm,
das von einem jungen Marxisten namens Felix Weil finanziert war, der Millionen
geerbt hatte. Weil und die anderen, die diese Studienwoche besuchten, waren
fasziniert von Lukacs‘ kultureller Perspektive im Marxismus.
Die Frankfurter Schule
Weil
reagierte, indem er einiges von seinem Geld darauf verwendete, eine neue
Denkfabrik an der Universität Frankfurt zu gründen. Zuerst war als Bezeichnung
„Institut für Marxismus“ vorgesehen. Aber die Kulturmarxisten hatten verstanden,
dass sie weitaus effektiver sein konnten, wenn sie ihre wahre Natur und Ziele
im Verborgenen ließen. Sie überzeugten Weil, dem neuen Institut einen neutral
klingenden Namen zu geben: „Institut für Sozialforschung“. Bald einfach als
„Frankfurter Schule“ bekannt, wurde das Institut für Sozialforschung der Ort,
an dem „Politische Korrektheit“, wie wir sie heute kennen, entwickelt wurde.
Die
grundsätzliche Antwort auf die Frage: „Wer hat uns unsere Kultur geraubt?“ ist
daher: Die Marxisten der Frankfurter Schule.
Zunächst
arbeitete das Institut vornehmlich an konventionellen marxistischen Themen wie
etwa der Arbeiterbewegung. Aber 1930 veränderte sich dies dramatisch. In jenem
Jahr wurde das Institut von einem neuen Direktor übernommen, einem brillanten
jungen marxistischen Intellektuellen namens Max Horkheimer. Horkheimer war
stark beeinflusst von Georg Lukacs. Er machte sich augenblicklich daran, die
Frankfurter Schule zu dem zentralen Ort zu machen, wo Lukacs‘ Pionierarbeit
über den Kulturmarxismus zu einer vollständigen Ideologie entwickelt werden
konnte.
Zu diesem
Zweck brachte er einige neue Mitglieder an die Frankfurter Schule. Vielleicht
der wichtigste von ihnen war Theodor Adorno, der Horkheimers kreativster
Mitarbeiter werden sollte. Weitere Mitglieder waren zwei Psychologen, Erich
Fromm und Wilhelm Reich, die bekannte Befürworter des Feminismus und des
Matriarchats waren, und ein junger Doktorand namens Herbert Marcuse.
Fortschritte im Kulturmarxismus
Mithilfe
dieser Blutauffrischung machte Horkheimer drei große Fortschritte in der Entfaltung
des Kulturmarxismus. Erstens brach er mit Marx’ Ansicht, dass Kultur lediglich
Teil des gesellschaftlichen Überbaus sei, der durch bloß ökonomische Faktoren
bestimmt sei. Im Gegenteil: Er postulierte, dass Kultur ein unabhängiger und sehr
bedeutender Faktor in der Ausprägung von Gesellschaften sei.
Zweitens,
wieder im Gegensatz zu Marx, kündigte er an, dass die Arbeiterklasse künftig
nicht mehr als Träger der Revolution fungieren werde. Er ließ allerdings die
Frage offen, wer diese Rolle dann spielen würde –eine Frage, die schließlich
Marcuse in den 1950ern beantwortete.
Drittens
beschlossen Horkheimer und die anderen Mitglieder der Frankfurter Schule, dass
der Schlüssel zur Zerstörung der westlichen Kultur die Symbiose von Marx mit
Freud sein würde. Sie argumentierten, dass genau so, wie Arbeiter im
Kapitalismus unterdrückt seien, in der westlichen Kultur jeder Mensch in einem
permanenten Zustand psychologischer Unterdrückung lebe. Die „Befreiung“ Aller
von dieser Repression wurde zu einem der Hauptziele des Kulturmarxismus.
Wichtiger noch, sie erkannten, dass die Psychologie ihnen ein weitaus
machtvolleres Werkzeug als die Philosophie in die Hand gab, um die westliche
Kultur zu zerstören: Psychologische Konditionierung.
Wenn heute
die Kulturmarxisten Hollywoods etwas wie Homosexualität „normalisieren“ wollen
(um uns so von der „Unterdrückung“ zu „befreien“), produzieren sie eine Fernsehshow
nach der anderen, in der jeweils der einzige offenbar normale weiße Mann ein
Homosexueller ist. So funktioniert psychologische Konditionierung: Die Menschen
lernen die Lektionen, die die Kulturmarxisten ihnen beibringen wollen, ohne
überhaupt zu wissen, dass sie lernen.
Die
Frankfurter Schule war auf ihrem Weg, die Ideologie der Politischen Korrektheit
zu erschaffen, weit gekommen. Dann, plötzlich, kam das Schicksal dazwischen.
1933 kamen Adolf Hitler und die Nationalsozialisten in Deutschland an die
Macht. Da die Frankfurter Schule marxistisch war und die Nazis den Marxismus
verabscheuten, und da fast alle führenden Mitglieder der Frankfurter Schule Juden
waren, entschlossen sie sich, Deutschland zu verlassen. 1934 wurde die
Frankfurter Schule mitsamt ihren führenden Mitgliedern aus Deutschland mit der
Hilfe der Columbia University nach New York City umgesiedelt.
Es dauerte
nicht lange, und ihr Fokus richtete sich von der Zerstörung der traditionellen westlichen
Kultur in Deutschland darauf, dasselbe in den USA zu tun. Sie sollte sich damit
als nur zu erfolgreich erweisen.
Neue Entwicklungen
Die von der
amerikanischen Gastfreundschaft profitierende Frankfurter Schule nahm bald ihre
intellektuelle Arbeit am Kulturmarxismus wieder auf. Zu ihren früheren, bereits
in Deutschland geschaffenen Errungenschaften kamen nun diese neuen
Entwicklungen hinzu:
* Critical Theory
Um ihren
Zweck der Vernichtung der westlichen Kultur zu verfolgen, entwickelte die
Frankfurter Schule ein mächtiges Werkzeug, das sie „Kritische Theorie“ nannte.
Was war diese Theorie? Die Theorie war, zu kritisieren. Indem sie sämtliche
traditionellen Institutionen, angefangen mit der Familie, endloser,
unablässiger Kritik unterwarfen (indessen achtete die Frankfurter Schule
darauf, nie zu definieren, wofür sie stand, sondern nur, wogegen), hoffte die
Frankfurter Schule, diese Institutionen schließlich zu Fall zu bringen. Die
Kritische Theorie ist die Grundlage für die vielen „Studien“-Abteilungen, die
nun die amerikanischen Colleges und Universitäten bevölkern. Wenig überraschend
sind diese Abteilungen der Heimatboden der akademischen Politischen
Korrektheit.
* Studien in Vorurteilen
Die
Frankfurter Schule suchte in einer Reihe akademischer Studien, traditionelle
Haltungen zu welchem Thema auch immer stets als „Vorurteil“ zu definieren, was
schließlich in Theodor Adornos 1950 veröffentlichtem, immens einflussreichem
Buch „Die autoritäre Persönlichkeit“ gipfelte. Weiters entwickelte die
Frankfurter Schule auch die trügerische „F-Skala“, die bezweckte, traditionelle
Einstellungen zur Sexualmoral, Beziehungen zwischen Männern und Frauen und die
Familie berührende Fragen mit Unterstützung des Faschismus in Verbindung zu setzen.
Heute ist die Lieblingsbezeichnung, die die Vertreter der Politischen
Korrektheit für jeden verwenden, der ihnen widerspricht: „Faschist“.
* Herrschaft
In einem
weiteren Aspekt löste sich die Frankfurter Schule vom orthodoxen Marxismus, der
die Geschichte als von der Herrschaft über die Produktionsmittel bestimmt
ansah. Stattdessen sagte die Frankfurter Schule, dass die Geschichte davon
bestimmt sei, welche Gruppen – definiert als Männer, Frauen, Rassen, Religionen
etc. – Macht oder „Herrschaft“ über andere Gruppen hatten. Bestimmte Gruppen,
vor allem weiße Männer, etikettierte sie als „Unterdrücker“, während sie andere
Gruppen als „Opfer“ definierte. Opfer waren automatisch gut, Unterdrücker böse,
danach, aus welcher Gruppe sie kamen, unabhängig von individuellem Verhalten.
Obwohl sie
Marxisten waren, nahmen die Mitglieder der Frankfurter Schule auch Nietzsche in
Anspruch (jemand anderer, den sie für seine Missachtung der traditionellen
Moral bewunderten, war der Marquis de Sade). Sie integrierten in den
Kulturmarxismus, was Nietzsche die „Umwertung aller Werte“ genannt hatte. Was
das – einfach gesagt – bedeutet ist, dass all die alten Sünden zu Tugenden
werden, und all die alten Tugenden Sünden. Homosexualität ist fein und eine
gute Sache, aber wer glaubt, Männer und Frauen sollten unterschiedliche soziale
Rollen haben, ist ein böser „Faschist“. Das ist es, was Politische Korrektheit
nun die Kinder in öffentlichen Schulen quer durch Amerika lehrt.
Die
Frankfurter Schule äußerte sich auch direkt zur öffentlichen Bildung in
Amerika. Sie sagte, es käme nicht darauf an, ob Schulkinder irgendwelche
Fertigkeiten oder Fakten lernten. Alles, worauf es ankäme sei, dass sie diese
Schulen schließlich mit der richtigen „Haltung“ zu bestimmten Fragen
absolvieren sollten.
Medien
und Unterhaltung
Geführt von
Adorno stand die Frankfurter Schule der Kulturindustrie zunächst ablehnend gegenüber,
von der sie annahm, sie würde Kultur „kommodifizieren“, also zur kommerziellen
Ware herabstufen. Dann begann man, Walter Benjamin zuzuhören, einem engen
Freund von Horkheimer und Adorno, der sagte, der Kulturmarxismus könne
schlagkräftigen Gebrauch von Mitteln wie Radio, Film und später auch Fernsehen
machen, um die Öffentlichkeit psychologisch zu konditionieren. Benjamins Sicht
setzte sich durch, und Horkheimer und Adorno verbrachten die Jahre des Zweiten
Weltkriegs in Hollywood. Es ist kein Zufall, dass die Unterhaltungsindustrie
nun die mächtigste Waffe im Arsenal des Kulturmarxismus ist.
Das Wachstum des Marxismus in den Vereinigten Staaten
Nach dem
Zweiten Weltkrieg, als die Nationalsozialisten niedergeworfen waren, kehrten
Horkheimer, Adorno und die meisten anderen Mitglieder der Frankfurter Schule
nach Deutschland zurück, wo das Institut sich mit Hilfe der amerikanischen
Besatzungsmacht in Frankfurt reetablierte. Zu jener Zeit wurde der
Kulturmarxismus die inoffizielle, doch alles durchdringende Ideologie der
Bundesrepublik Deutschland.
Aber die
Hölle hatte auf die Vereinigten Staaten nicht vergessen. Herbert Marcuse blieb
dort, und er nahm die Übersetzung der schwierigsten akademischen Schriften
anderer Mitglieder der Frankfurter Schule in eine einfachere Sprache, die die
Menschen leicht begreifen konnten, in Angriff. Sein Buch „Triebstruktur und
Gesellschaft“ (engl. Original: „Eros and Civilization“) bediente sich der von
der Frankfurter Schule vorgenommenen Kreuzung Marx‘ mit Freud, um darzulegen,
dass wir, wenn wir nur den „non-prokreativen Eros“ durch „polymorphe
Perversität“ „befreien“ würden, ein neues Paradies schaffen könnten, wo es nur
noch Spiel, aber keine Arbeit mehr gäbe. „Triebstruktur und Gesellschaft“ wurde
einer der wichtigsten Texte der Neuen Linken der 1960er Jahre.
Marcuse
erweiterte auch das intellektuelle Werk der Frankfurter Schule. In den frühen
1930ern hatte Horkheimer die Frage offen gelassen, wer eigentlich die
Arbeiterklasse als Triebfeder der marxistischen Revolution ersetzen würde. In
den 1950ern beantwortete Marcuse diese Frage damit, dass diese Rolle eine
Koalition aus Studenten, Schwarzen, feministischen Frauen und Homosexuellen übernehmen
werde – der Kern der Studentenrevolte der 1960er, und die heiligen
„Opfergruppen“ der heutigen Politischen Korrektheit. Marcuse nahm sich weiters
auch einen der Lieblingsbegriffe der Politischen Korrektheit vor: „Toleranz“.
Er verlieh ihr eine ganz neue Bedeutung. Er definierte „befreiende Toleranz“
als Toleranz gegenüber allen Ideen und Bewegungen der Linken, und Intoleranz
gegenüber allen Ideen und Bewegungen der Rechten. Wenn man heute
Kulturmarxisten nach „Toleranz“ rufen hört, dann meinen sie Marcuses
„befreiende Toleranz“ (genauso wie sie, wenn sie nach „Diversität“ rufen,
Uniformität des Glaubens in ihre Ideologie meinen).
Die
Studentenrevolte der 1960er, getrieben weitgehend vom Widerstand gegen die
Wehrpflicht zur Führung des Vietnamkrieges, bot Marcuse eine historische
Gelegenheit. Als ihr wohl berühmtester „Guru“ injizierte er der Baby-Boomer-Generation
den Kulturmarxismus der Frankfurter Schule. Natürlich verstanden die Baby
Boomer nicht, was wirklich los war. Genauso, wie es schon zu Beginn des
Institutes gewesen war, verkündeten Marcuse und die wenigen anderen „Insider“
nicht, dass Politische Korrektheit und Multikulturalismus eine Form des
Marxismus waren. Und die Wirkung war verheerend: Eine ganze Generation von
Amerikanern, besonders die universitätsgebildete Elite, saugte den
Kulturmarxismus geradezu in sich auf und nahm damit eine vergiftete Ideologie an,
die Amerikas traditionelle Kultur und seinen christlichen Glauben zu zerstören
suchte. Diese Generation, die heute jede Eliteinstitution in Amerika lenkt,
führt nun einen pausenlosen Krieg gegen alle traditionellen Ansichten und Institutionen.
Sie hat diesen Krieg schon nahezu gewonnen. Die amerikanische traditionelle
Kultur liegt weitestgehend in Trümmern.
Eine Gegenstrategie
Nun haben
wir nachvollzogen, wer uns unsere Kultur geraubt hat. Die Frage ist jetzt: Was können
wir tun?
Wir können
zwischen zwei Strategien wählen. Die erste ist, die bestehenden Institutionen
von den Marxisten zurückzuerobern – die öffentlichen Schulen, die
Universitäten, die Medien, die Unterhaltungsindustrie und die meisten der
Großkirchen. Die Kulturmarxisten erwarten, dass wir dass versuchen, sie sind
dazu bereit, und es würde einen offenen Angriff auf bestens vorbereitete
Verteidigungsstellungen bedeuten, mit vergleichsweise geringen Ressourcen und
Möglichkeiten, Gehör zu finden. Jeder Fußsoldat kann voraussehen, wohin das
führt: Zur Niederlage.
Aber es
gibt eine weitere, vielversprechendere Strategie. Wir können uns und unsere
Familien von den durch die Kulturmarxisten kontrollierten Institutionen
abkoppeln und neue Institutionen für uns selbst aufbauen, Institutionen, die uns
helfen, unsere traditionelle westliche Kultur wieder zu erlangen.
Vor einigen
Jahren schrieb mein Kollege Paul Weyrich einen offenen Brief an die
konservative Bewegung, in dem er diese Strategie vorschlug. Während die meisten
anderen konservativen (republikanischen) politischen Führerfiguren Bedenken
hatten, hatte sein Brief beträchtlichen Widerhall bei Graswurzel-Konservativen.
Viele von ihnen sind bereits Teil einer Bewegung, die sich von der korrupten
vorherrschenden Kultur abwendet und parallele Institutionen schafft: die
Homeschooling-Bewegung. Ähnliche Bewegungen beginnen, vernünftige Alternativen
in weiteren Aspekten des Lebens zu bieten, etwa die Bewegungen zur Förderung
lokaler Kleinbauern, die oft Biobauernhöfe betreiben, und die lokale Märkte für
die Erzeugnisse dieser Biobauernhöfe entwickeln. Wenn das Motto der „Schönen
Neuen Welt“ war, global zu denken und lokal zu handeln, sollte unseres sein:
„Denke lokal, handle lokal“.
So weist
unsere Strategie des Rückgängigmachens dessen, was uns der Kulturmarxismus
angetan hat, eine gewisse Parallele auf zu dessen eigener Strategie, wie sie
Gramsci vor so langer Zeit dargelegt hat. Gramsci rief die Marxisten auf, einen
„langen Marsch durch die Institutionen“ zu unternehmen. Unsere Gegenstrategie
ist ein langer Marsch zur Schaffung unserer eigenen Institutionen. Das wird
nicht schnell passieren, und es wird auch nicht leicht sein. Sondern es wird
das Werk von Generationen sein – wie es das auch bei den Kulturmarxisten war.
Sie waren geduldig, weil sie die „unvermeidlichen Kräfte der Geschichte“ auf
ihrer Seite wussten. Die Frage ist: Können wir gleichermaßen geduldig und
ausdauernd sein, in dem Wissen, dass der Schöpfer der Geschichte auf unserer
Seite ist?
William S.
Linds Video „The History
of Political Correctness“ auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=EjaBpVzOohs
Übersetzt durch: Matthias Boening
Englisch Version dieses Artikels: Who stole our culture?
Portugiesische Version dieses Artikels: Quem
roubou a cultura dos EUA?
Verbreitung: Julio Severo in Deutsch: